Leo Kirchmaier referiert zur Bio-Karpfenteichwirtschaft in Österreich © ARGE Fisch im Landkreis Tirschenreuth e. V.

Der Landkreis Tirschenreuth empfing am 8.07.2024 den Geschäftsführer des Österreichischen Verbandes für Aquakultur und Teichwirtschaft Leo Kirchmaier. In Niederösterreich und besonders im Waldviertel, der Heimat von Herrn Kirchmaier, spielt die traditionelle Karpfenteichwirtschaft eine große Rolle und hat eine ähnlich lange Tradition wie in Bayern. Leider sind auch die Probleme der Waldviertler Teichwirtschaft mit den Herausforderungen im Landkreis Tirschenreuth vergleichbar.
Daher fand bereits am Vormittag eine Besprechung am Landratsamt Tirschenreuth, an der Landrat Roland Grillmeier, zahlreiche Vertreter der Berufsverbände, der Fischotterbeauftragte Alexander Horn und der Wildtiermanager im Landkreis Tirschenreuth Jacob Keller teilnahmen.

Während der internen Besprechung wurden die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit und Kooperation zwischen dem Fischwirtschaftsgebiet Tirschenreuth und dem Waldviertel Teichwirteverband eruiert. Einen intensiven Austausch gab es vor allem zur Fischotterproblematik, aber auch beim Ausloten der Möglichkeiten, sich als Globally Important Agricultural Heritage Systems (GIAHS ) zu bewerben. Im Bericht zur Bio-Karpfenproduktion ging Leo Kirchmaier auf die Konsumgewohnheiten der Österreicher ein, die im EU-Vergleich mehr Wert auf die Qualität und regionale Herkunft der Lebensmittel legen. Die Teilnehmenden der Diskussion gingen aktiv in den fachlichen Austausch mit dem österreichischen Kollegen und äußerten anschließend den Wunsch, die Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen zukünftig zu vertiefen.

Der Höhepunkt des Besuchs war die öffentliche Vortrags- und Diskussionsveranstaltung, an der viele Teichwirte, Vertreter der Berufsverbände und Interessierte aus der Oberpfalz und Oberfranken teilgenommen haben. Nach der Begrüßung durch Landrat Roland Grillmeier schilderte Leo Kirchmaier die Ausgangslage für die Teichwirtschaft in seiner Heimat. So ist dort zum Beispiel die Entnahme von Fischottern bereits möglich, wobei sie allerdings mit viel Bürokratie und Aufwand verbunden ist. Nach der Erläuterung der Lösungsansätze der Fischotterproblematik in Niederösterreich fand ein ausführlicher Meinungs- und Erfahrungsaustausch statt. Wie erwartet, kamen dabei zahlreiche frustrierende Beispiele aus der heimischen Teichwirtschaft auf den Tisch. Die Teilnehmenden appellierten an die Politik endlich den hohen Wert der traditionellen Teichwirtschaft anzuerkennen und Rahmenbedingungen zu schaffen, damit dieses „Immaterielle Kulturerbe“ weiterbestehen kann.

Den Bericht über die Erfahrungen der Bio-Karpfenproduktion in Waldviertel und die Beantragung als GIAHS verfolgten die Zuhörenden mit großem Interesse. Aus dem intensiven Meinungs- und Ideenaustausch ging der Vorschlag hervor, Waldviertel in Niederösterreich zum Zielgebiet der nächsten Fischereilehrfahrt zu machen.

„Die traditionelle Teichwirtschaft, die Zisterzienser und viele weitere Gemeinsamkeiten verbinden das Waldviertel und den Landkreis Tirschenreuth. Arbeiten wir zusammen um unsere Traditionen zu erhalten. “ – so schloss der Moderator der Podiumsdiskussion Hans Klupp die Veranstaltung ab.

Am folgenden Tag besuchte Leo Kirchmaier in Begleitung von Hans Klupp mehrere erfolgreiche Fischereibetriebe im Landkreis. Die vielfältigen Aktivitäten zur Fischverarbeitung und Vermarktung am Fischhof Bächer und im Fischereibetrieb Stock beeindruckten den interessierten Gast genauso wie die modernste Aquakultur bei Alfred und Josef Stier in Bärnau. Wir hoffen auf den weiteren intensiven Austausch und Vertiefung der Zusammenarbeit mit unseren österreichischen Kollegen in Zukunft.

Große Beteiligung an der Diskussion in Hoanfbartl ©ARGE Fisch im Landkreis Tirschenreuth e. V.
Land der 1000 Teiche und Waldviertel in Österreich lernen voneinander