Teich-Geschichte(n) – „Der historische Teich“

Die Teichwirtschaft im Landkreis Tirschenreuth blickt auf eine fast tausendjährige Tradition zurück. Schon kurz nach dem Jahr 1000 legten die Ortenburger, ein bedeutendes Adelsgeschlecht in Ostbayern, die ersten Teiche im Gebiet um Tirschenreuth an. Bereits im 12. Jahrhundert wurden die großen Stadtteiche angelegt, die Tirschenreuth über Jahrhunderte zu einer Inselstadt machten. Im Mittelalter förderte dann besonders das 1133 gegründete Cistercienserstift Waldsassen (siehe Foto rechts) die Teichwirtschaft im Stiftland und führte diese im 14. und 15. Jhd. zu einer bis heute nicht wieder erreichten Blüte. Heute gibt es im Landkreis Tirschenreuth circa 4.700 Teiche mit einer Fläche von zusammen etwa 2.500 ha – das entspricht der 2,5 fachen Fläche des Tegernsees!

Jedes Jahr wird ein anderer bedeutender und besonders schöner „Historischer Teich“ ausgezeichnet. Infotafeln geben dort dann Auskunft über Geschichte, Bewirtschaftung und Naturreichtum dieses Teiches. Bisher wurden folgende Teiche ausgezeichnet:

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Hirschberg- und Heidweiher

Hirschberg- und Heid- oder Herrenweiher

hirschberg-heidweiherDie Entstehung des Hirschbergweihers und des Held- oder Herrenweihers in der Gabellohe liegt im Dunkel der Geschichte. Die feuchten Senken der Gabellohe im nordöstlichen Quellgebiet der Haidenaab waren ursprünglich mit Bruch- und Auwäldern bestockt. Sicher ist, dass die Teiche bereits vor Jahrhunderten zum Zweck der Fischzucht angelegt wurden. Die Blütezeit des Teichbaus in der Region war vom 13. bis zum 16. Jahrhundert und auch der Hischberg- und der Heidweiher wurden in dieser Zeit „geschüttet“.Die Teichbaumeister des Mittelalters nutzten geschickt natürliche Senken und errichteten lediglich Dämme, um damit Waser anzustauen. Man spricht deshalb im Mittelalter nicht vom Bauen, sondern vom Schütten eines Teiches.

Die Erbauer der genannten Teiche sind nicht bekannt, man weiß aber dass die Mönche der nahen Klöster Speinshart und Waldsassen den Teichbau und die Fischzucht sehr förderten.Zahlreiche Landedelleute, Bürger und Bauern folgten ihrem Beispiel und legten ebenfalls Teiche an. Die Namen Hirschbergweiher bzw. Herrenweiher deuten auf ein mächtiges Adelsgeschlecht als Erbauer hin: Die Hirschberger auf Ebnath waren ab dem frühen 14. bis ins 19.Jh. Besitzer der bedeutenden Hofmark Ebnath und verstreuter Besitzungen im Landrichteramt Waldeck-Kemnath. Dort legten sie auch viele Teiche an. Fischzucht war im Mittelalter hochrentabel; Fisch kostete ein mehrfaches von Rind oder Schwein.

Nach dem 30jährigen Krieg und v.a. nach Auflösung der Klöster in Bayern 1803 kam es zum Niedergang der Teichwirtschaft. Die Fischpreise sanken und viele Teiche wurden aufgegeben. Auch der Hirschberg- und Heidweiher verlandeten und wurden teils zu Mooren. Die enstandene Torfschicht wurde bereits im 18 Jh. abgebaut und zu Heizzwecken verwendet. In den 1960er Jahren wurde wieder die Teiche angelegt – aus heutiger Sicht bedauerlich, weil die ökologisch wertvollen Moore damit zerstört wurden.
Seit Jahrhunderten ist der Heidweiher im Besitz der Stadt Kemnath. Der Hirschbergweiher wurde in den 1990ern vom Landkreis Tirschenreuth zu Zweckn des Naturschutzes angekauft.

Wie viele Teiche sind auch Hirschberg- und Heidweiher Kernzone eines Naturschutz- als auch eines sog. Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebietes. Das Schutzgebiet in der Feuchtsenke der Gabellohe umfasst neben den beiden großen Teichen auch die Verlandungszonen und anschließende Moorwiesen im Bereich der Nordufer. Sie beheimaten u.a. viele seltene Pflanzenarten, die auf basenreiche, aber nährstoffarme Bodenverhältnisse angewiesen sind. Zudem sind sie Lebensraum für teils stark gefährdete Tierarten wie Moorfrosch, Knoblauchkröte oder Kammolch.

Stadtteich Kemnath

Der Stadtteich in Kemnath

imagebild_9-kemnathDer Kemnather Stadtteich besteht nachweislich bereits seit mindestens 600 Jahren und zählt damit zu den historischen Teichen im Landkreises Tirschenreuth. Die erste urkundliche Nennung des Kemnather Stadtteichs erfolgte im Jahr 1402 in der unten abgebildeten Urkunde des römisch-deutschen Königs Rupprechts I., der als Kurfürst der Pfalz und Herzog in Baiern Landesherr der Stadt Kemnath war. In den langen Jahrhunderten seines Bestehens prägte der Kemnather Stadtteich das Gesicht der Stadt und das Leben der Bürger.
Im Mittelalter wurde der Kemnather Stadtteich von der Stadt und ihren Bürgern in vielfältiger Weise genutzt. Zuerst diente er natürlich der Fischzucht und der Versorgung der Stadtbürger mit dem im Mittelalter sehr begehrten und auch sehr teuren Lebensmittel Fisch. Die Stadt, als Eigentümerin des Stadtteichs, bestellte dafür einen eigenen Fischmeister aus dem Magistrat.

verleihungsbrief„Wir, Rupprecht, von Gottes Gnaden Pfalzgraf bei Rhein und Herzog in Baiern, haben einvernehmlich unseren lieben getreuen Bürgermeistern, dem Rat und der Gemeinde unserer Stadt Kemnath, und auch dass diese Stadt wehrhafter und befestigter werden möge, denselben Bürgermeistern, dem Rat und der Gemeinde für uns und unsere Erben vergönnet und erlaubt, vergönnen und erlauben ihnen auch Kraft dieses Briefes, dass sie die Stadtgräben, die jetzt um dieselbe unsere Stadt gehen und die sie hernach machen werden, ausbessern und mit Fischen besetzen und dieselben Fische auch selbst verwenden und verkaufen mögen zu ihrem und derselben unserer Stadt Nutzen und Besserung. (Das erlauben wir jedoch nur) mit der Auflage, wann wir oder unsere Erben selbst in Kemnath sind, dass wir dann auch in diesen Gräben ziehen und fischen mögen, so wie es uns beliebt. Dies geben wir ihnen zu Urkunde, diesen Brief versiegelt mit unserem königlich anhängenden Insiegel.
Gegeben zu Amberg auf den nächsten Sonntag nach dem heiligen Pfingsttag in dem Jahre, als man zählte nach Christi Geburt vierzehnhundert und zwei Jahre, im zweiten Jahr unserer Regentschaft.“

Besonders wichtig war der Teich als Mühlteich der Kemnather Stadtmühle. Die Stadtmühle bestand über viele Jahrhunderte und wurde erst im Jahre 1904 aufgegeben; sie befand sich unterhalb des derzeitigen Weiherablaufs. Durch den großen Wasservorrat des Stadtteichs wurde der witterungsunabhängige Betrieb der Stadtmühle gewährleistet und damit die lebenswichtige Versorgung der Stadt mit Mehl gesichert.
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Als Ergänzung zur Stadtmauer dienten der Kemnather Stadtteich und die Stadtgräben auch der Abwehr von Feinden. Teich und Gräben waren im Mittelalter häufig Bestandteil von Befestigungsanlagen und erfüllten ihre Aufgabe vor allem deshalb so gut, weil früher im Winter, wenn die Wasserflächen zugefroren waren, kaum Kriege geführt wurden.

Vor dem Brand von 1848 stand mitten auf dem Stadtplatz das mittelalterliche Rathaus, dessen Dach mit dem kleinen Türmchen und den gotischen Treppengiebeln gut zu erkennen ist. Rechts schließen die Bürgerhäuser in der Spitalgasse an und das Dach des Kastenhofes, sowie die Fronveste und die Kirche. Ganz rechts in der oberen Vorstadt stehen die Gebäude des früheren Franziskaner-Klosters. Über der Personengruppe sieht man den Stadtweiher, die Friedhofskirche und das Kalvarienberg-Kirchlein. (Stich: Franz Wild, Kemnath: Ansicht von Kemnath um 1840)

Für die Kemnather Bürger hatte der Stadtteich bis ins frühe 20. Jahrhundert noch viele andere Funktionen: Der Stadtteich wurde von den Frauen als Waschplatz genutzt. Er diente als Viehtränke und sicher auch zur damals üblichen Gänsehaltung. Brauer und Metzger benötigten das Eis des Stadtteichs in den Kellern zur Kühlung von Bier und Lebensmitteln. Viele Handwerker und Bauern nutzten das Wasser aus dem Stadtweiher. In Kemnath hatten z.B. die Färber, die besonders viel Wasser brauchten, ihre Betriebe am Stadtteich. Die kleine Ortsstraße, die heute Weihergraben heißt, wurde bis ins frühe 20. Jh. Färbergraben genannt.

Heute dient der Kemnather Stadtteich vor allem der Freizeitgestaltung. Die gepflegten Parkanlagen des Seeleitenparks, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind, laden zu Erholung und Entspannung ein. Der Fischereiverein Kemnath nutzt den Stadtteich als Angelgewässer für Mitglieder und Gäste.
Früher erstreckte sich der Stadtteich im Südwesten von Kemnath bis zur heutigen Post. Dort befand sich auch der historische Teichablauf. Dieser Wasserlauf hieß im Volksmund Johannesfall.
Die Kohlezeichnung links des einheimischen Künstlers Gottlieb Scharff, aus dem Jahre 1930, zeigt das imposante, mittelalterliche Ablaufbauwerk, die sogenannte Kemnather Stadtbrille und den Johannesfall.
Nach der Verkleinerung des Stadtteich wurden Johannesfall und Stadtbrille zugeschüttet. Der Brückenheilige, Johannes von Nepomuk, steht heute am Flötzbach.
Heute hat der Stadtteich eine Fläche von 1,3 ha. Bis 1965 war auch die Bürgermeister-Metschnabl-Anlage (bis zur Sparkasse) Teil des Stadtteichs, hier befand sich der Weiherablauf durch die sogenannte Stadtbrille. Im Mittelalter umfasste der Stadtteich vermutlich auch nennenswerte Teile der Koppenwiese (früher Stadtweiherwiese) und der Seeleite, beim jetzigen Krankenhaus.

Kornthaner Weiher

Der Kornthaner Weiher

imagebild_10-kornthanDie Geschichte Kornthans

Mit Heinricus und Siboto, zwei Brüdern aus Curbentann wird der Ort um 1245 erstmals erwähnt. Die beiden saßen wahrscheinlich auf dem Meierhof. Dieser wurde 1366 urkundlich erwähnt und auch im Salbuch von 1400 „Mairhof“ genannt. Die heute noch auf diesem Hof sitzende Familie „Maierhöfer“ hat ihren Namen davon. Kornthan war ehedem im Besitz der Landgrafen von Leuchtenberg. Ulrich von Pfreimd, einer ihrer Lehensmänner, verkaufte 1283 drei Höfe in „Churbentanne“ an das Kloster Waldsassen. Einen weiteren Hof erwarb das Kloster 1297.

Historisches um den Kornthaner Weiher

Der Kornthaner Weiher wurde zwischen 1320 und 1380 vom Kloster Waldsassen auf den Wiesen der Kornthaner Bauern angelegt. „Schütten“ sagte man damals zum Anlegen eines Weihers, weil der Damm aufgeschüttet wurde. Große Weiher, wie der Kornthaner, wurden grundsätzlich entweder von einer adeligen Herrschaft oder vom Kloster angelegt, weil das Aufschütten großer Dämme nur von einer Vielzahl von Untertanen bewältigt werden konnte. Zur Entschädigung für die verlorenen Wiesen wurden die Kornthaner von Fronarbeit und einem Teil ihrer Zehentabgaben befreit.

Nach der Reformation kam der Kornthaner Weiher 1571 in den Besitz des Pfälzischen Kurfürsten. Friedrich V. von der Pfalz, bewarb sich im Jahre 1618 um die böhmische Königskrone. Um die dafür nötigen Geldmengen zu beschaffen, verkaufte der „Winterkönig“ im selben Jahr den Weiher an die Kornthaner Bauern. Der Kaufpreis betrug 1.100 Gulden, das entsprach damals etwa dem Wert von 11 großen Bauernhöfen. An diesem Kauf beteiligten sich sechs Kornthaner Bauern. Jeder der neuen Besitzer hatte nun ein Sechstel Anteil.
Auch heute noch ist der Kornthaner Weiher im Besitz der vier anliegenden Bauernhöfe: Zrenner (Hausname Aslbauer), Maierhöfer (Griesl), Stock (Walz) und Kraus (Leiß).

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Sinngemäße Wiedergabe des Urkundeninhalts:

„Wir, Friedrich von Gottes Gnaden, Pfalzgraf bei Rhein, des Heiligen Römischen Reichs Erztruchseß (1) und Kurfürst, Herzog in Bayern, bekunden mit diesem Brief öffentlich, dass wir der Dorfgemeinde zu Kornthan, die uns gehört, – außer Hans Thanner, der sich freiwillig hiervon ausgeschlossen hat – unseren und unseres Stifts Waldsassen Teich oder Weiher, der dort liegt, für eine Summe von 1100 Böhmischen Gulden auf ewig vererbt haben und zwar zu folgenden Bedingungen, dass dieselben diesen Teich als ihr eigenes Erbe auch künftig innehaben, nutznießen und bewirtschaften, mit Fischen besetzen, ansäen oder brach liegenlassen, so gut sie können und nach eigenem Belieben.
Auch sollen sie, ihre Nachkommen und Erben diesen Besitz gegen jedermann, so oft es erforderlich ist, behaupten, verteidigen und zum besten handhaben.
Von Dato dieses Briefes an sollen sie, ihre Nachkommen und Erben künftig jährlich, jedes Jahr, auf ewig jedem unserer Amtmänner oder Kastner (2) zu Waldsassen 3 Böhmische Gulden als Herrenzins zu Michaeli (3) abgeben, außerdem die gebührliche Steuer – im Verkaufsfall gilt das gewöhnliche Kaufrecht. So oft dieser Weiher angesät (4) wird, sind anstatt des Zehents immer an das Kastenamt nach Waldsassen drei Kar (5) guter Habern, egal, was darauf wächst, zu liefern. Wenn diese Gemeinde, ihre Erben und Nachkommen ihr Erbrecht verkaufen wollen oder müssen, dann müssen sie es zuerst dem Kloster zum Kauf anbieten. Erst wenn dieses nicht daran interessiert ist, dürfen sie es einem anderen verkaufen, der uns und unserem Stift angenehm, treu und gegen uns nicht widerwärtig ist. Diesen Brief haben wir als Urkunde mit unserem Kanzleisiegel anfertigen lassen am Freitag, den siebzehnten Juli im sechzehnhundertundachtzehnten Jahre nach Christi, unseres Erlösers, Geburt.“

Anm.: (1) Ehrenamt am Kaiserhof („Küchenmeister“), (2) Steuererheber, (3) 29. September, (4) damals wurden die meisten Weiher jedes siebte Jahr angesät, (5) 1 Kar = 290 Liter

Sonderstellung Kornthans hinsichtlich der Teichwirtschaft

Kornthan wird als das Fischbauerndorf Altbayerns bezeichnet und das ist durchaus nicht hochgestapelt. Der Anteil der Teichfläche der Landwirte von Kornthan liegt im Vergleich zu deren übrigen Besitz um ein Vielfaches höher als im sowieso schon stark teichwirtschaftlich geprägten Landkreis Tirschenreuth.
Insgesamt ist der Anteil der Teiche in Kornthan 100 mal höher als im bayerischen Durchschnitt. Mancher der hiesigen Bauern verfügt über ca. 100 Tagwerk Teichfläche (=über 34 ha).

Vergleich Anteil der Teichfläche am Gesamtgebiet:

Kornthan: 33%
Lkrs. Tirschenreuth: 2,5%
Bayern: 0,3%

Dazu ein kleines Rechenexempel:
Gäbe es im gesamten Landkreis Tirschenreuth so viele Teiche wie um Kornthan, würde die Gesamtteichfläche im Landkreis auf 35.000 ha. steigen. Zum Vergleich: derzeit gibt es in ganz Deutschland ca. 42.000 ha. Teichfläche.

Bewirtschaftung des Kornthaner Weihers

Der Kornthaner Weiher ist ein sogenannter Kompanieteich, das heißt, er wird von seinen vier Besitzern gleichzeitig und gemeinsam bewirtschaftet.
Der Fischbesatz wird jährlich neu von den Teichwirten festgelegt und gemeinsam anteilmäßig eingekauft. Eingesetzt werden vorwiegend Karpfen, Schleien und Rotaugen. Der Besatz liegt bei ca. 4.000 K2 (= zweijährige Karpfen). Nur etwa 90 % davon können im Herbst wieder abgefischt werden. Sie wiegen dann ca. 1,5 kg. Die Fischernte ist allerdings sehr von der Witterung abhängig.

(Abb.: Abfischen des Kornthaner Weihers – Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts)

Abgefischt wird dieser Weiher stets als letzter in der näheren Region, das ist Ende Oktober oder Anfang November. Begeistert beteiligen sich viele Personen des Dorfes und der Umgebung, auch wenn sie keine Teichwirte sind.

Die Fütterung bewerkstelligen die Besitzer mit Getreide aus eigenem Anbau, da alle zugleich auch Landwirte sind. Ebenso wie der Fischertrag ist auch die Futtermenge unterschiedlich. Da die Nahrungsaufnahme der Fische temperaturabhängig ist, schwankt die verfütterte Getreidemenge zwischen 5.000 kg und 7.500 kg jährlich. Gefüttert werden Gerste und Roggen.

Plößberger Weiher

Der „Große Weiher“ in Plößberg

imagebild_14-ploessbergPlößberg, eine böhmische Hofmark in Baiern

Plößberg wird um 1125 erstmals urkundlich erwähnt und gehörte damals zu den Besitzungen der Grafen von Sulzbach. Als im Jahre 1188 der letzte männliche Nachkomme dieses bedeutenden Oberpfälzer Geschlechts starb, kam das Kaisergeschlecht der Staufer in den Besitz von Plößberg und auch der benachbarten Gutsbezirke. Bereits 1212 übereignete Kaiser Friedrich II. das Gebiet vorübergehend an das Königreich Böhmen. In der Regierungszeit des böhmischen Königs und deutschen Kaisers Karl IV. (1355-1378) wurden die Gutsbezirke Plößberg, Schönkirch, Wildenau und Schlattein endgültig zu böhmischen Kronlehen.
Dieser Rechtsstatus bedeutete allerdings nicht, dass der Landstrich ein Teil des Königreichs Böhmen wurde. Die Oberhoheit lag weiter beim Hl. Römischen Reich Deutscher Nation und dem Kaiser. Die Landeshoheit hatten die Wittelsbacher Herzöge als Landesherren der Oberen Pfalz. Nur die niedere Gerichtsbarkeit über die Hintersassen und der kleine Wildbann waren charakteristische Rechtsmerkmale der vom böhmischen König belehnten ritterlichen Landsassen. Die Kronlehen waren, aus heutiger Sicht, ein Grundbesitz des böhmischen Herrscherhauses im baierischen Fürstentum. Über Jahrhunderte erhoben die böhmischen Könige aber immer wieder Anspruch auf die Landeshoheit über ihre Kronlehen und es kam häufig zu Streitigkeiten.
Plößberg war nicht das einzige böhmische Kronlehen in Baiern. Das böhmische Königshaus besaß, seit Karl IV., vor allem an der „Goldenen Straße“ noch zahlreiche weitere Hofmarken. Der Grundbesitz entlang dieses wichtigen mittelalterlichen Handelswegs von Prag nach Nürnberg und Frankfurt sollte die Sicherheit des Weges und vor allem den böhmischen Einfluss gewährleisten.
Erst 1783, nachdem der letzte böhmische Hofmarksherr von Plößberg, Wolfgang Anton von Satzenhofen, söhnelos verstorben war, gingen seine Lehengüter Plößberg und Wildenau an den Landesherren der Oberen Pfalz, Churfürst Karl Theodor, und wurden zur Verwaltung dem Pflegamt Floß eingegliedert.
Mit dem Pressburger Frieden, der nach der Schlacht von Austerlitz das Ende des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nation besiegelte, endete die Geschichte der böhmischen Kronlehen in Baiern. Die Hofmark Plößberg wurde 1806 ein Teil des neu gegründeten Königreichs Baiern.

Geschichte des Großen Weihers

Unterlagen und Urkunden über den Bau des Teiches gibt es leider nicht. Anzunehmen ist, dass einer der ritterlichen Landsassen der böhmischen Hofmark Plößberg den „Großen Weiher“ von seinen Untertanen anlegen oder, wie man damals sagte, schütten ließ und als herrschaftlichen Fischteich nutzte. Große Teiche wurden im Mittelalter immer von der adeligen oder kirchlichen Grundherrschaft angelegt, da für den Bau die Arbeit zahlreicher Untertanen gebraucht wurde. Die Untertanen waren durch das Teichscharwerk, eine Art der Fronarbeit, verpflichtet, beim Bau und Unterhalt der Teiche zu helfen. Der „Große Weiher“ mit seinen 40 Tagwerk Wasserfläche ist ein gutes Beispiel für den mittelalterlichen Teichbau. Durch geschicktes Ausnutzen der natürlichen Geländebeschaffenheit und das Aufschütten eines kurzen, hohen Damms überstauten die mittelalterlichen Teichschütter mit geringer Erdbewegung eine möglichst große Wasserfläche.

Der erste urkundliche Hinweis auf den „Großen Weiher“ ist die folgende handgezeichnete Karte des Pfarrers Christoph Vogel aus dem Jahr 1600. Gut zu erkennen ist der „Große Weiher“ mit den unterhalb liegenden Mühlen. Interessant auch Plößberg mit der Burg und die zahlreichen, heute teilweise nicht mehr existierenden Teiche:

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(Karte: Staatsarchiv Amberg Plansammlung 191-4613/2006)

Wie viele andere große Teiche unserer Heimat wird der „Große Weiher“ tatsächlich bereits in der Zeit zwischen 1350 und 1450 entstanden sein. Die Gründe für den Teichbau waren damals vorwiegend wirtschaftlicher Natur. Die Fischzucht war für den Grundherren wesentlich rentabler als der Zehnt aus der Landwirtschaft seiner Untertanen. Fischfleisch kostete damals ein Mehrfaches dessen, was Rind- oder Schweinefleisch einbrachte.
Daneben diente der „Große Weiher“ als Wasserspeicher und damit Energielieferant für die unterhalb liegenden Winkel- und Geismühle. Der sichere Betrieb einer Mühle war für den mittelalterlichen Gutsbezirk Plößberg von großer Bedeutung.
Bis zum Ende der Böhmischen Hofmark blieb der „Große Weiher“ ein herrschaftlicher Fischteich. Leider ist über die Bewirtschaftung aus dieser Zeit nichts überliefert. Wie in anderen Teichen der Region werden Karpfen, Nerflinge und Hechte die bevorzugten Fischarten gewesen sein.
Erst aus der Zeit nach 1783, als der „Große Weiher“ vom Pflegamt Floß verwaltet wurde, sind Einzelheiten bekannt. Der Teich wurde für eine Jahrespacht von 30 Gulden verpachtet und der jährliche Fisch-Besatz betrug 12 Schock ( 720 Stück) Karpfensetzlinge.

Bereits 1811 verkaufte das Königreich Baiern den „Großen Weiher“ an den Müller Anton Eckstein, Besitzer der nahen Geismühle. Müller Eckstein hatte am sicheren Betrieb seiner Mühle vermutlich größeres Interesse als an der Fischzucht. Das 19. Jahrhundert war für die Teichwirtschaft eine Zeit des Niedergangs. Die Auflösung der Klöster verringerte den Fischverzehr, die Preise sanken.
In dieser Zeit wurden viele Teiche trockengelegt und als Acker oder Wiese genutzt. In den Jahren zwischen 1828 und 1859 soll auch der „Große Weiher“ trocken gelegen haben. Wahrscheinlich wurde damals versucht, den Teich land- oder forstwirtschaftlich zu nutzen. Noch immer ist der „Große Weiher“ im Besitz der Geismühle, die heute der Familie Lukas gehört.

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(Kataster Uraufnahme der Gemarkung Plößberg (1842-1845), der „Große Weiher“ lag zu dieser Zeit trocken, deshalb wurde er von den Landvermessern auch nicht als Wasserfläche kartiert)

Dammbruch am „Großen Weiher“

In der Nacht vom 25. auf den 26. August 1882 kam es zum Dammbruch am „Großen Weiher“, der größten Katastrophe in der langen Geschichte dieses Teiches. Eine mehrere Meter hohe Flutwelle aus den über 200.000 m³ Wasser des Teiches riss auf der Winkelmühle die gemauerte Schupfe, den großen Stadel und den gewölbten Stall, mit allem was darin aufbewahrt war, fort. Bei der Geismühle wurde der Garten, die Gartenmauer, eine Brücke, die Stadeldecke und eine Schupfe weggerissen. Der Schaden belief sich auf die damals ungeheure Summe von 24.000 Mark (heute etwa 3.5 Mio €).
Das enge Tal zur Winkelmühle bot ein Bild grauenhafter Verwüstung. Sand, Schlamm, geknickte Bäume und unzählige Steinblöcke mit 20 Zentnern und mehr bedeckten den Talgrund. Noch heute liegt ein solcher Granitblock vor der Winkelmühle.
Nach der Katastrophe entbrannte ein langer Streit, ob der Weiher wieder angestaut werden sollte. Die Auseinandersetzungen dauerten bis 1899. Erst dann wurde von der königlichen Regierung der Oberpfalz, unter strengen Auflagen, der Bau eines neuen Damms und der Wiederanstau genehmigt. Seit 1900 und bis in die 1960er Jahre wurde der „Große Weiher“ wieder zur Fischzucht genutzt.

 

Erholung am „Großen Weiher”ploessberg-naherholung

Den Grundstein für das heutige Waldstrandbad am „Großen Weiher“ und damit eine wichtige Voraussetzung für den Tourismus und die Naherholung in Plößberg legte in den Jahren 1961/62 das Plößberger Unternehmerehepaar Helmut und Elisabeth Horn. Seit 1970/71 betreibt der Markt Plößberg das idyllische Naturbad und den herrlich gelegenen Campingplatz. Das Bild links zeigt Freizeitvergnügen am „Großen Weiher“ in den 1960er Jahren. Gut zu erkennen ist der damals eigens aufgeschüttete weiße Sandstrand.

Rothenbürger Weiher

Der Rothenbürger Weiher

imagebild_11-rothenbuergGeschichte des Ortes Rothenbürg

Der Ort wird 1332 erstmals urkundlich erwähnt im Zusammenhang mit einer Fehde zwischen dem Kloster Waldsassen und Konrad und Heinrich, den adeligen Herren des benachbarten Ortes Lengenfeld. Das Kloster hatte einige Verwandte der Lengenfelder hinrichten lassen. Daraufhin eskalierte der Streit: Heinrich hängte eigenhändig einen Laienbruder des Klosters auf und wurde deswegen exkommuniziert. Zur Gutmachung verkaufte Heinrich der Lengen­felder dem Kloster sein Gut in Lengenfeld . Der Rotenberg (Rothenbürg) und die 4 dazugehörigen Höfe sollten in allem Recht wie das Gut in Lengenfeld in den Kauf fallen. Fortan war der Ort im Besitz des Klosters und wurde in das Gericht Falkenberg eingegliedert.

Bau des Rothenbürger Weihers:

Die Anlage des Rothenbürger Weihers ist ein typisches Beispiel für mittelalterlichen Teichbau: Durch Ausnutzen der natürlichen Geländebeschaffenheit und das Aufschütten eines nur etwa 60 m langen, aber ziemlich hohen Damms wurde das Wasser des Netzbachs zu einem großen Weiher mit ca. 16 ha Wasserfläche angestaut. Die notwendigen Arbeiten hatten die Untertanen des Klosters unter Anleitung eines „Teichschütters“ zu leisten. Durch die Teichscharwerk (=Frondienst) waren sie verpflichtet, beim Bau und der Reparatur von Teichen zu helfen.

Die genaue Entstehungszeit des Rothenbürger Weihers ist nicht bekannt. Weil beim Schütten des Teiches auch fremde Grundstücke in Mitleidenschaft gezogen wurden, kam es wegen einer Wiese zum Streit mit dem adeligen Geschlecht der Beidler.
Erst 1491 und nach jahrzehntelangem Streit einigten sich Hans, Georg und Nickl die Beidler endgültig mit dem Kloster Waldsassen. Die Beidler wurden für ihre Wiese, die vom Kloster am “Rothenbürger” unter Wasser gesetzt und zugeschüttet („ertrenckt vnnd verschüt“) worden war, mit den Zehenteinkünften aus dem Ort Dürnkonreuth entschädigt. Die Entstehung des Rothenbürger Weihers kann demnach um die Mitte des 15. Jhd. datiert werden.

kataster-rothenbuerg(Abb. links: Auszug aus der Uraufnahme Gemarkung Lengenfeld bei Tirschenreuth Flurkarte NO 82-23 und NO 83-23. (Original aus dem Jahr 1841). Es sind viele, heute nicht mehr bestehende Teiche zu erkennen.)

Besitzer des Rothenbürger Weihers:

Der “Rothenbürger“ war Klosterteich, vom Kloster gebaut und vom Kloster genutzt. In Folge der Reformation wurde das Kloster Waldsassen im Jahr 1556 aufgehoben und die Ländereien, darunter der Rothenbürger Weiher, kamen ab 1560 in den Besitz des protestantischen Kurfürsten von der Pfalz, der damals Landesherr der Oberen Pfalz war. Der „Rothenbürger“ wurde in den folgenden 100 Jahren an wechselnde Bewirtschafter verpachtet, z. B. war die Stadt Tirschenreuth in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges Pächter des großen Teiches.
1621 erhielt der katholische baierische Kurfürst Maxi-milian I. die Oberpfalz als Kriegsentschädigung und gliederte sie 1628 in sein Herzogtum Churbaiern ein. Etwa zeitgleich dazu verlief die Rekatholisierung der Region. Zu den Maßnah-men der Gegenreformation gehörte auch die Wieder-herstellung des Klosters Waldsassen, die 1669 vollzogen wurde. Der Rothenbürger Weiher war damit von 1669 bis zur Säkularisation im Jahre 1803 wieder Klosterteich.
Bei der endgültigen Veräußerung der klösterlichen Ländereien im Jahre 1805 wurde der Teich um 2470 Gulden (= der Wert eines stattlichen Bauernhofes) verkauft. 10 Bauern aus Grün, Brunn, Schwarzenbach und Poppenreuth haben ihn gemeinsam erworben und bewirtschaftet, aber bald danach weiterverkauft. 1840 findet man nur noch zwei Besitzer: Ludwig Schrems (Stofflbauer) in Gumpen und Johann Lang (Landtholl), Zimmergeselle in Falkenberg.
1858 bewirtschaftete bereits der Sandmüller von Falkenberg, ein Vorfahr des heutigen Besitzers, den Teich, besaß aber nur eine Hälfte des Rothenbürger Weihers. Spätestens seit 1908 und bis heute ist der Rothenbürger Weiher im alleinigen Eigentum der Sandmühle.

Fischerei am Rothenbürger Weiher:

Den Besatz des Weihers kennt man aus dem „Verzeichnüs der Vischerey im Stifft Waldsassen“ von anno 1560:
Karpfen zweyJerling 30 Schockh (1800 Karpfen zweijährig), Nörffling 2 Schockh (120 Nerflinge)

Diese wurden für die Dauer von 2 Jahren in den Teich gesetzt. Beim Abfischen rechnete man 90 Karpfen bzw. 120 Nerflinge auf einen Zentner, so dass zu Klosterszeiten man von einer Fischernte von lediglich 20 Zentner Karpfen und 1 Zentner Nerflingen ausgehen kann. Später erzielte man ungefähr den fünffachen Ertrag. Etwa 100 Zentner Karpfen holte der Sandmüller zuletzt aus dem Teich.
Dieser Unterschied lag neben der alten Karpfenrasse auch mit daran, dass Fische früher überhaupt nicht gefüttert wurden. Sie mussten mit dem natürlich vorhandenen Futter auskommen. Um die Fruchtbarkeit von Teichen zu fördern und den Fischertrag zu steigern, ließ man früher alle 7, spätestens alle 10 Jahre die Teiche brach liegen und besäte sie mit Hafer. Diese sogenannte Sömmerung war noch bis ins 20. Jahrhundert üblich. Der Sandmüller notierte: „1905 den 20. Mai Sähen wier den Rothenbierger, wier sähten 22 Ztr, wier haten 7 Pflüge und 3 Eggen, 3 Säherin auf die Hälfte. Andreas Staufer sähte die andere Hälfte. Wir namen 51 Liter Bier, 4 Laib Brod, 5 Pfd. gesälchtes Fleisch mit.“ – Eine Großaktion für die beiden Besitzer.
Erst nach dem Fest des hl. Michael (29.09.) durfte der Weiher gezogen und das Wasser abgelassen werden. Wenn man das Wasser schnell ablaufen ließ, konnte man den Teich nach einer Woche bereits fischen. Zu Klosterszeiten waren zum Abfischen die Untertanen verpflichtet. Sie mussten unter Anleitung des klösterlichen Fischmeisters und seiner Fischknechte beim Fischen selbst helfen und sämtliche Spanndienste, also den Abtransport der Fische, übernehmen.

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(Abfischen am Rothenbürger Weiher um 1960)

Für einen Privatmann war es früher nicht so einfach, einen derartig großen Teich abzufischen. Da konnte schon die eine oder andere Panne passieren. Als der Sandmüller 1858 den Rothenbürger fischte, sollten in der Nacht zuvor seine zwei Knechte auf den Teich aufpassen. „Aber die Schlingel machten den Schub auf und legten sich gemütlich beim Hausler in Rothenbierg ins Bett. Der Teich lief rasch ab, der Rechen bekam durch den Druck der vielen Fische ein Loch und was durchgehen konnte, ging durch. Weil man aber aus dem Graben noch übermäßig viele Fische fangen konnte, dass man nicht wusste, wohin damit, stimmte dies auch den Sandmüller milde.”

Der Rothenbürger heute

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Seit 1.11.1980 ist der “Rothenbürger” an den Fischereiverein Stiftland e. V. verpachtet und wird als Angelgewässer genutzt. Besetzt ist der Rothenbürger Weiher heute mit Karpfen, Schleien, Rotaugen, Rotfedern, Hechten, Zandern, Barschen und Aalen.

Außerdem ist der Rothenbürger Weiher bereits seit den 1920er Jahren beliebter Badeteich und Naherholungsgebiet für die Tirschenreuther. Zeitweise wurde hier auch eine Gastwirtschaft betrieben.

Seidlersreuther Weiher

Der Seidlersreuther Weiher

imagebild_12-seidlersreuthBau des Seidlersreuther Weihers:

Ritter Marquard von Redwitz, gesessen zu Windischeschenbach und Vasall der Landgrafen von Leuchtenberg, nahm 1376 vom Kloster Waldsassen den Teil des Feldes an der Leyna zwischen der schönen Heide (heute Schönhaid) und Setleßreut (heute Seidlersreuth), so weit der Damm reicht, zu Lehen, um dort einen Weiher zu schütten. Ebenso sollte er vom Kloster die später vom Wasser bedeckte Fläche zu Lehen nehmen. Nach Abschluss des Lehensvertrages muss sich Ritter Marquard unverzüglich daran gemacht haben, den Teich zu bauen. Im Mittelalter wurden beim Teichbau lediglich Dämme aufgeschüttet, Erdbewegungen in der Fläche fanden kaum statt. Die mittelalterlichen Teichschütter machten sich natürliche Senken zu Nutze und legten Teiche vor allem dort an, wo mit kurzen Dämmen eine möglichst große Wasserfläche überstaut werden konnte.
Es ist unwahrscheinlich, dass der Redwitzer nur mit den Fronbauern seines kleinen Ritterguts Windischeschenbach den Bau bewältigen konnte. Vielmehr muss er auch auf erfahrene Lohnarbeiter, vermutlich klösterliche Teichschütter, zurückgegriffen haben. Der gut 80 m lange Damm des Seidlersreuther Weihers musste besonders stabil, breit und mit gutem Material geschüttet werden, weil über ihn bereits damals eine der Hauptstraßen durch das Stiftland verlief. Der Teichbau zog sich über einige Jahre hin, war aber mit Bestimmtheit 1387 abgeschlossen. Als Marquard Redwitzer in diesem Jahr Seidlersreuth an seinen Schwiegersohn Hermann Frankengrüner verkaufte, war auch die „teychstat dy auch da bey gelegen ist“ eingeschlossen.

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(Abb.: Auszug aus der Kataster Uraufnahme 1840. Gut zu erkennen ist, dass (die hier blau umrandeten) Seidlersreuther Weiher und der Stöckinger Weiher trocken liegen.)

Besitzer des Seidlersreuther Weihers

1402 gelangte der Teich mit dem Dorf Seidlersreuth für mehr als 200 Jahre in den Besitz des Klosters Waldsassen. Nach der ersten Säkularisation des Stifts wurde der Weiher im Jahre 1620 mit dem oberhalb liegenden Stöckinger-Teich um 700 fl an Benedict Schneider von Schönhaid verkauft.
1666 kam er in den gemeinsamen Besitz des Hans Rath und des Hans Diener zu Mitterteich. Sebastian Enders, Bauer und Handelsmann zu Tirschnitz, heiratete Margarethe Diener von Mitterteich. Wahrscheinlich kam der Seidlersreuther Weiher damit als Heiratsgut in den Besitz des Wastlbauers von Tirschnitz, dem er heute noch gehört.

Bewirtschaftung

Als Besitz des Klosters Waldsassen wurde der Seidlersreuther Weiher, neben etwa 160 anderen, meist ebenfalls größeren Teichen, vom Fischmeister, dem “Magister piscium”, des Zisterzienserstifts bewirtschaftet. Die Waldsassener Mönche waren damals weitum berühmt für ihre Teichwirtschaft und ihr Einfluss und Vorbild reichte bis weit nach Böhmen und Sachsen. Den Besatz des Weihers kennt man aus dem “Verzeichnüs der Vischerey im Stift Waldsassen” von anno 1560:
20 Schock (= 1200 Stück) zweijährige Karpfen und 1 Schock (= 60 Stück) Nerflinge wurden für 2 Jahre in den Teich gesetzt. Der Ertrag der mittelalterlichen Teichwirtschaft war aus heutiger Sicht nicht besonders hoch. Aus historischen Berichten wissen wir, dass Karpfen nach 4 bis 5 Jahren ein Gewicht von nur etwa 800g erreichten. Trotzdem war Teichwirtschaft damals ein einträgliches Geschäft, denn die Fischpreise waren hoch.

Landwirtschaftliche Nutzung

Bis ins 20. Jahrhundert war es seit alters her üblich, Teiche alle 5 bis 10 Jahre landwirtschaftlich zu nutzen. Im Schönhaider Urkataster (1840) heißt es:
„Der Teichzehent wird von den Weihern, wenn solche angebaut werden, mit dem zehenten Theil der Früchte zum königlichen Rentamt noch in Natur gereicht; über die Pflichtigkeit haben sich jedoch die Gutsbesitzer alle Rechte vorbehalten. Diese Weiher werden gewöhnlich alle sechs Jahre mit Haber besaet; somit ist die Steuer nach dem Sechstl Zehent zu berechnen.“

Nach der Säkularisation des Klosters Waldsassen brach für die Fischerei ein großer Teil des Absatzmarkts zusammen und die Karpfenpreise sanken in den Jahren nach 1840 auf ein Minimum, so dass es rentabler schien, Teiche als Wiesen oder Äcker zu nutzen. 1840 heißt es:
„drei Seidlersreuther Teiche an der Falkenberger Strasse, 44 Tagw. 19 Dez.; Als Wiese ohne Heu- und Grummetzehent, als Weiher ohne Zehent, beim Anbau aber Fruchtzehent.“
Es waren demnach die drei Nutzungsarten Teich, Wiese oder Feld üblich. 20 Jahre später sieht es bereits anders aus: “drei Seidlersreuther Teiche an der Falkenbergerstraße, Kulturart Wiese, 44 Tagw. 19 Dez.“, also nur noch Wiesennutzung. 1880 schreibt dazu der Falkenberger Chronist Joh. Barth. Mayr: „Der Seidlersreuther Weiher, 32 Tagw. groß, dann die anstoßenden zwei Stockingerweiher, werden bald zur Fischzucht, bald zu Wiesenland benutzt.“ Mit der erfolgten Abkehr von der reinen Wiesennutzung scheint der Besitzer wieder mehr Interesse an der Teichwirtschaft gefunden zu haben. Verbesserte Bewirtschaftungsmethoden und vor allem wieder steigende Preise waren gute Gründe dafür. Im 20. Jahrhundert wurde der Seidlersreuther Weiher dann wieder ausschließlich für die Fischzucht genutzt.

Abfischen des“Seidlersreuther Weihers“ (ein Bericht aus dem Jahr 1931):

abfischen_1920Nach altem Brauch werden gleich nach Michaeli (29.9.) die beiden Rinnen geöffnet. Das ablaufende Wasser verursacht auf den darunter liegenden Wie­sen eine kleine Überschwemmung, bevor es die Waldnaab aufnimmt. Zu Klo­sters Zeiten lief es durch den großen Gumpener Weiher, der seit 1803 aufgelas­sen ist. Acht Tage vergehen dann noch bis zur Abfischung. Der Fischmeister hat alle Hände voll zu tun, um die Geräte bereitzustellen, Fuhrwerke und Ab­nehmer zu verständigen und Fischhelfer anzuwerben. Letzteres ist nicht schwierig, da das Interesse für das Fischen bei Arbeitern und Bauern gleich groß ist.

Ein großer Verdienst ist dabei nicht zu erwarten — meist besteht die Entlohnung nur aus einem schönen Speisekarpfen — doch macht man gern mit, aus Freude am Fischen. Jeden Tag kontrolliert der Fischmeister den Teich und putzt die Rinnenkörbe. Seine große Sorge ist, dass durch Einsetzen von Regenfällen der Weiher nicht zum geplanten Termin fischbereit sein könnte. Die Nacht vor der Abfischung verbringt der Fischmeister dann am Teich. Ein Bündel Stroh für eine kurze Nachtruhe ist zwar im Fischhäuschen vorhanden, doch er fin­det nicht viel Zeit zum Schlafen. Immer wieder geht er mit der Laterne zu den Rinnen und Rechen, um den Wasserstand zu kontrollieren. Die Nächte sind um diese Zeit schon recht kühl. Da ist es angenehm, dass man sich am kleinen Kanonenofen im Häuschen aufwärmen und die nassen Stiefel trocknen kann. Etwas nervös ist der Fischmeister doch. Wird alles klappen? Sind Fische doch recht empfindliche Lebewesen, die bei Sauerstoffmangel schnell veren­den können. Beim Morgengrauen kommen auch die Gehilfen an.

Die Geräte, Netze und Kescher werden zur Aufstallung im Weiher gebracht, die Gräben etwas nachgeputzt, damit sich alle Fische in der „Fischlache“ sammeln, im Schlamm liegengebliebene Karpfen werden aufgesammelt. Jetzt kommen auch die drei Pferdefuhrwerke mit den Fässern und der Fuhrunternehmer mit sei­nem Lastauto. Er hat auf die Ladefläche eine mit Wasser gefüllte Plane mon­tiert, in der die Fische transportiert werden. Auf der Straße bleiben immer mehr interessierte Passanten stehen. Natürlich ist auch der Ortsgendarm zur Stelle, eine Anzahl interessierter Nachbarn und Fischbauern erscheinen als Zuschauer. Später kommt sogar noch eine Schulklasse aus Falkenberg mit ih­rem Lehrer, um das Ereignis zu sehen. Als schließlich auch der Fischhändler zur Stelle ist, kann mit dem Fischen begonnen werden. Die zehn bis zwölf Fischer haben keine leichte Arbeit. Schon das Wa­ten in Wasser und Schlamm macht Schwierigkeiten, dazu noch das Schleppen der schweren Bottiche. Alles muss recht rasch gehen.

Nach dem Sortieren wer­den die Pferdefuhrwerke mit den Satzfischen beladen und zu den Winterun­gen oder den Hälterteichen in Gumpen geschickt. Der Fuhrunternehmer bringt erst eine Ladung in die Hälterteiche, dann fasst er Wasser für den Transport der Speisefische. Inzwischen haben Fischhändler und Fisch­meister den Handel abgeschlossen. Es wird zäh gefeilscht von beiden Seiten, denn gerade 1931 gehen die Karpfenpreise stark zurück. Schließlich wird die Ware gewogen und verladen. Nun sind auch die Fischer mit ihrer Arbeit fertig. 80 Zentner haben sie ge­fischt und versorgt und alles ist gut verlaufen. Sie sind nass und schmutzig ge­worden, aber es hat auch Spaß gemacht. Zum Schluss kommen die „Rinnapröllschöpfa“, die geduldig auf der Straße gewartet haben, zu ihrem Recht. Sie dürfen im Abfluss hinter dem Damm nach Fischen suchen, denen es ge­lungen ist, durch die Rinne zu entkommen. Auch die zurückgebliebenen Kleinfische im ausgelaufenen Teich werden von ihnen aufgesammelt.

angler-seidlersreuthAngelfischerei am Seidlersreuther Weiher

Seit 1977 wird der Seidlersreuther Weiher vom ASV Reuth bewirtschaftet und für die Angelfischerei genutzt. Die Angelfischer legen großen Wert auf den Erhalt einer artenreichen Natur am und im Wasser. Die wichtigsten Fischarten im Seidlersreuther Weiher sind Karpfen, Schleien, Hechte, Zander und Waller.

Auch zahlreiche Weißfische, vor allem Rotaugen und Rotfedern, kommen vor. Regelmäßig werden im Seidlersreuther Weiher auch kapitale Fische gefangen, in den letzten Jahren z. B. ein Waller mit 190 cm Länge und 40 kg Gewicht, ein Zander mit 96 cm und 8 kg, ein Karpfen mit 12,5 kg, ein Hecht mit 10 kg. Angeln am Seidlersreuther Weiher bietet geruhsame Erholung und echtes Naturerlebnis.

Tirschenreuther Stadtteiche

Die Tirschenreuther Stadtteiche

imagebild_13-tirschenreuthFast 600 Jahre, von 1217 bis 1807, war Tirschenreuth eine Inselstadt, umgeben von zwei großen Stadtteichen. Bereits um 1200 bauten die Grafen von Ortenburg den Oberen Stadtteich mit einer Fläche von 265 Tagwerk (90 ha). Die Ortenburger waren ein bedeutendes ostbayerisches Adelsgeschlecht und bis um 1220 Besitzer des „praedium Tursinrut“, eines riesigen Gutsareals rund um Tirschenreuth.
Den Unteren Stadtteich mit einer Fläche von 285 Tagwerk (97 ha) baute das Kloster Waldsassen in den Jahren von 1217 bis 1219, teilweise noch vor dem Kauf des praediums Tirschenreuth. Die Grafen von Ortenburg nahmen zu dieser Zeit am fünften Kreuzzug teil. Die Tirschenreuther Stadtteiche zählen damit zu den am frühesten angelegten Großteichen ganz Europas.

wasserdurchlassBeim Bau des Unteren Stadtteichs wurde der bis heute unverändert bestehende Wasserdurchlass in den Granit geschlagen (siehe Abb. links). Dieser 60 m lange und 10 m tiefe Wasserdurchlass bei der Sägmühle ist damit das älteste technische Steinbauwerk unserer Region und vermutlich eines der frühesten Zeugnisse des Teichbaus in ganz Europa!
Von Anfang an wurden die Tirschenreuther Stadtteiche zum Zweck der Fischzucht gebaut. Belegt wird dies durch den bereits um 1217 erfolgten Bau der „Grangia Vischhove“, eines landwirtschaftlichen Gutsbetriebes, errichtet auf der Insel im Oberen Stadtteich.
Anders als bei vergleichbaren Grangien (von lat. granum = Korn – Kornhöfe) wurde dieser Hof nicht von einem Gutsverwalter geleitet, sondern die Cisterciensermönche bestellten einen „magister piscium“, also einen Fischermeister, der die Stadtteiche sachkundig bewirtschaften sollte.
Auch die zusätzliche Anlage von kleinen Winterungsteichen, für das Überwintern von jungen Fisch-Setzlingen und speziellen Hälterteichen für die Voratshaltung von lebenden Speisefischen, zeugt von der professionellen Teichwirtschaft der Mönche.
Die beispielgebende Bewirtschaftung der Stadtteiche und ständige Verbesserungen der Bewirtschaftungsmethoden durch die klösterlichen Fischermeister waren sicher ein Grund für die rasche Verbreitung und den wirtschaftlichen Erfolg der Teichwirtschaft im Stiftland.
Daneben spielten auch die hohen Fischpreise im Mittelalter und die strenge Ordensregel der Cistercienser, die den Verzehr von Fleisch weitgehend untersagte, eine wichtige Rolle.
Die Tirschenreuther Stadtteiche und der Fischhof waren auf jeden Fall bedeutende Keimzellen der bis heute in der ganzen Oberpfalz bestehenden Teichwirtschaft.
Neben dem eigentlichen Zweck, der Fischzucht, prägten die Stadtteiche über Jahrhunderte auch die Entwicklung der Stadt und das Leben der Bürger. Erst mit der Anlage der Stadtteiche und dem Entstehen der sicheren Siedlungsinsel in diesen Teichen begann die rasche Entwicklung der Siedlung Tirschenreuth. Urkundlich erstmals erwähnt wird Tirschenreuth im Jahr 1143. Um 1230 wird die Siedlung als „villa“ (Dorf) bezeichnet und wird auch noch 1306 bei der Verleihung der Marktrechte so genannt. Der Fürstabt von Waldsassen verleiht Tirschenreuth bereits 1364 die Stadtrechte und macht die Stadt damit zum weltlichen Mittelpunkt der Klosterherrschaft. Das selbständige weltliche Reichsland der Waldsassener Äbte umfaßte damals 660 km².

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(Früheste Ansicht der Stadtteiche auf dem Kupferstich von Mathaeus Merian, 1644)

Die Stadtteiche von Tirschenreuth dienten auch zur Befestigung der Stadt. Tirschenreuth hatte nur nach Osten eine Stadtmauer, wesentlicher Teil der Befestigungsanlagen waren die Stadtteiche.
Diese konnten ihre Aufgabe vor allem deshalb so gut erfüllen, weil früher im Winter, wenn die Teiche zugefroren waren, kaum Kriege geführt wurden. Im Winter wuchs nämlich keine Verpflegung für Kriegsleute und Pferde auf den Feldern.
Besonders wichtig waren die Stadtteiche als Wasserspeicher für die Tirschenreuther Mühlen. Das Wasser des Oberen Stadtteichs versorgte die Schloss-, die Durst- und die Kipferl-Mühle. Der Untere Stadtteich wurde von der Sägmühle genutzt. Viele Handwerker verwendeten das Wasser der Stadtteiche in ihren Betrieben.
In Tirschenreuth wurden vor allem die Walkwerke der Tuchmacher mit dem Wasser der Stadtteiche betrieben. Auch Gerber und Färber konnten ihr Handwerk nur bei reichlicher und sicherer Wasserversorgung ausüben.
Für die Tirschenreuther Bürger leisteten die Stadtteiche noch viele andere Dienste. Die Frauen nutzten die Stadtteiche als Waschplatz. Den Ackerbürgern dienten die Teiche als Viehtränke und sicher auch zur damals üblichen Gänsehaltung. Brauer, Metzger und Wirte fuhren im Winter das Eis der Stadtteiche in ihre Eiskeller, um damit Bier und Lebensmittel zu kühlen.

Nach der Aufhebung und Enteignung des Klosters Waldsassen im Jahre 1803, sollten die Tirschenreuther Stadtteiche möglichst gewinnbringend verkauft werden. Da eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung der riesigen Stadtteiche nach der Zerschlagung des klösterlichen Fischereibetriebs, ohne die umfangreichen Kenntnisse und Erfahrungen der Fischermeister, nicht möglich erschien und es für derart große Teiche auch kaum Käufer gab, sollten die Stadtteiche trockengelegt werden. Zahlreiche Tirschenreuther Bürger forderten damals vor allem die Erhaltung des Oberen Stadtteichs. Die höheren Erlöse, die bei der Versteigerung von Äckern und Wiesen zu erzielen waren, und die Absicht, mit den entstandenen Nutzflächen Ackerbau und Viehzucht zu stärken, gaben letztlich den Ausschlag für die Trockenlegung der Tirschenreuther Stadtteiche in den Jahren 1807/1808.
Die Versteigerung der Grundstücke und nachfolgende Rechtsstreitigkeiten über bestehende Wasserrechte zogen sich noch über Jahrzehnte hin. Tirschenreuth aber verlor mit der Trockenlegung der Stadtteiche eine städtebauliche Einmaligkeit, wie man sie zwischen Lindau und Stralsund kein zweites Mal fand.
Heute erinnern nur noch der Fischhof mit der steinernen Fischhofbrücke und der in den Granit geschlagene Wasserdurchlass bei der Sägmühle an die Tirschenreuther Stadtteiche.

fischhofbruecke

(Fischhofbrücke: erbaut 1748-1750 nach Plänen des Waldsassener Kloster-Baumeisters Philipp Muttone. Vorbilder waren die Steinerne Brücke in Regensburg und die Karlsbrücke in Prag. Die Länge der Brücke beträgt 93,1 m bzw. 360 Böhmische Fuß.)

stadtteiche-planPlan der Stadtteiche anno 1617 (nach Hartman Rumpf, kurpfälzischer Feldvermesser)
Die im Staatsarchiv Amberg aufbewahrte Karte aus dem Jahre 1617, erstellt vom kurpfälzischen Feldvermesser Hartmann Rumpf, ist die älteste, detailgenaue Darstellung der Tischenreuther Stadtteiche.
Die Lage und enorme Ausdehnung der Tirschenreuther Stadtteiche wird auf der im Original 103 x 55 cm großen Karte sehr deutlich.
Auch sind viele technische Einzelheiten der Teiche wie Stauwerke, Überläufe, Mühlen und Winterungen genau vermerkt.
Keine Angaben macht der Feldvermesser zur exakten Fläche der Stadtteiche.
Die beeindruckende Ausdehnung der Teiche von fast 2 km², wird aber durch mehrere Urkunden im Staatsarchiv Amberg eindeutig belegt.
Zur Bebauung der Siedlungsinsel Tirschenreuth finden sich ebenfalls keine Angaben, offenbar war es für den Ersteller des Planes nicht von Interesse.
Die Karte ist nicht wie sonst üblich in Nord-Süd, sondern in Ost-West Richtung gezeichnet.

 

Fischzucht in den Stadtteichen

Aus einem „Verzeichnis der Vischerei im Stifft Waldsahsen anno 1560“ wissen wir auch den Besatz der Tirschenreuther Stadtteiche. Der Obere Stadtteich wurde mit 200 Schock Karpfen, 30 Schock Brachsen und 8 Schock Hechten besetzt. In den Unteren Teich kamen gewöhnlich 282 Schock Karpfen, 25 Schock Brachsen und 7 Schock Hechte (1 Schock = 60 Stück).

Tirschenreuther Teichpfanne

Die Tirschenreuther Teichpfanne

imagebild_teichpfanneMalerisch schlängelt sich die Waldnaab bei Tirschenreuth durch eine der schönsten und ökologisch wertvollsten Teichlandschaften Europas. Die sogenannte „Tirschenreuther Teichpfanne“ ist mit fast 600 Teichen das Zentrum im EU-Fischwirtschaftsgebiet Tirschenreuth. Seit fast 1000 Jahren prägen Teiche und Karpfenzucht die Landschaft. Viele Generationen von Fischzüchtern haben mit ihrer nachhaltigen Wirtschaftsweise ein Kultur- und Naturerbe von herausragender landschaftlicher Schönheit und ökologischer Bedeutung geschaffen. Neben der fischwirtschaftlichen Bedeutung bietet das Teichgebiet besonders Naturliebhabern zu jeder Jahreszeit beeindruckende Perspektiven und erholsame Ruhe. Viele seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten haben in dieser nachhaltig bewirtschafteten Kulturlandschaft noch ihren Lebensraum. Unter anderem leben dort Raritäten wie die Fischadler, der Waldwasserläufer, der Eisvogel, der Schwarzstorch, das Blaukehlchen und viele mehr. Allein 56 vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten wurden kartiert.
teichpfanne-historischSeit einigen Jahren arbeiten Teichwirte und Naturschützer im Rahmen eines Bundesnaturschutzgroßprojekts zusammen, um dieses bedeutende Naturerbe unserer Heimat für kommende Generationen zu erhalten.
Um allen Besuchern bei ihrer Radtour oder Wanderung auch die kulturhistorische und ökologische Bedeutung der „Tirschenreuther Teichpfanne“ zu verdeutlichen, wird das gesamte Teichgebiet als „Historischer Teich 2010“ ausgezeichnet und informieren Infotafeln über Geschichte, Bewirtschaftung und Naturreichtum.

Mühlnicklweiher

Der Mühlnickelweiher

Etwas abseits des ehemals zusammenhängenden Teichgebiets zwischen Tirschenreuth und Muckenthal – Tone und Kaoline bilden dort den Untergrund – liegt auf Falkenberger Granit der Mühlnickl. Seine Geschichte lässt sich bis in das Jahr seiner Entstehung zurückverfolgen.

1422 – drei Jahre zuvor hatten die Hussitenkriege begonnen, in einer sehr unsicheren Zeit also – erhielt Nickl Peck aus Wunsiedel, des Hans Müllners Sohn von Falkenberg, vom Kloster Waldsassen die Erlaubnis, die Weiherstatt im Dürrenbach bei Falkenberg zu einem Teich zu schütten. Abt Nikolaus III. erteilte sie mit der Bedingung, dass der jeweilige Inhaber des Teichs ein Erbrecht darauf haben und jährlich zu Martini 3 Gulden und 1 Ort in gutem Gold dem Pfleger des Klosters auf der Burg Falkenberg geben sollte, auch für den Fall, dass der Teich öd lag oder nicht mit Fischen besetzt worden war. Als Wunsiedler war Nickl Peck kein Untertan des Klosters Waldsassen. Vom Abt erhielt er aber die Erlaubnis, den Teich auf Lebenszeit bewirtschaften zu dürfen.

Nickl Peck und sein Bruder Jakob betätigten sich in Wunsiedel als Zimmermeister und hatten damit die besten Voraussetzungen, in den Ruf als hervorragende Teichschütter (Teichbauer) zu kommen. Im 15. Jahrhundert war Jakob einer der reichsten Bürger in Wunsiedel. Den Falkenbergern waren die beiden als Söhne des Hans Müllner bekannt, der auf der Schopper- oder Sandmühl war, weshalb sie den Nickl Peck als Nickl von der Mühl, kurz Mühlnickl benannten. So erhielt der Mühlnickl vor 600 Jahren seinen Namen.

Dass ein Auswärtiger im Stiftland Teiche baute und bewirtschaftete, ist kein Einzelfall, wie uns ein weiteres Beispiel in Muckenthal zeigt.

1508 verkauften vier Wunsiedler und ein weiterer aus Rauschensteig ihren „Weier Mulnikel genant under dem Breittenstein zu bey Falckenberg“ dem Hans Thurn, Richter zu Falkenberg.

Thurn betätigte sich offenbar als erfolgreicher Teichwirt, denn es befanden sich einige namhafte Teiche in seinem Besitz. Der große und der kleine Thurner unter Muckenthal tragen heute noch seinen Namen. Er ließ sich 1520, um mögliche Streitigkeiten zu vermeiden, seine Teiche vom Kloster mit einem Zins belegen. Im Gegenzug sollten die Teiche von weiteren Abgaben frei und erblich im Besitz seiner Nachkommen bleiben. Im Gegenzug verpflichtete sich Thurn, den Mühlnickl nach seinem Tod und dem seiner Frau Margaretha an das Kloster abzutreten.

1560 findet sich der Mühlnickl folglich in der Aufstellung der 160 zum Kloster gehörenden Teiche, die von den drei Fischämtern Waldsassen, Tirschenreuth und Falkenberg verwaltetet wurden. 29 Teiche befanden sich im Richteramt Falkenberg (17 Brutteiche, 6 auf ein Jahr besetzt, weitere 6 – unter ihnen der Mühlnickl – auf zwei Jahre). Er wurde damals mit 8 Schock zweijähriger Karpfen und 1 Schock zweijähriger Nerflinge besetzt, was eine maximale Fischernte von gut 5 Ztr. Karpfen und ½ Ztr. Nerflingen nach zwei Jahren erwarten ließ. Dazu kommt noch der Beifang, Hechte und Forellen, da der Mühlnickl in einer heute nicht mehr vollständig erhaltenen Weiherkette lag. Wahrscheinlich ist die Ernte aber geringer ausgefallen wegen der natürlichen Feinde, zu denen man „Fischotter, Reiher, Taucher, Habichte und dergleichen Raubthiere“ zählte. Entsprechend wurden sie bejagt. 1795 lieferten die Klosterjäger 23 Fischhachten in Waldsassen ab, außerdem 69 Fischreiher, von denen allein der Jäger in Wiesau 33 schoss. Fischotter wurden nur in geringer Zahl erlegt, obwohl für sie eine Prämie von 1 Gulden 45 Kreuzer ausgelobt war, fast das Zehnfache wie für einen Fischreiher.

Im 16. Jahrhundert gehörte der Karpfen zu den billigeren Fischen. Für einen Zentner verlangte man 4 Gulden, für einen Zentner Nerflinge 5 Gulden und für den Zentner Hechte 10 Gulden. Zum Vergleich: Zu dieser Zeit kostete 1 Pferd 25 Gulden, 1 Rind 6 Gulden und 1 Schwein 2 ½ Gulden.

1803 wurde das Kloster säkularisiert, die herrschaftlichen Teiche wurden erst verpachtet und in den Jahren darauf verkauft. Für den Mühlnickl interessierten sich Falkenberger: 1803 pachtete ihn Josef Mayer (Wirtssimmer), der ihn dann auch 1805 zusammen mit Alois Sperr, wohnhaft in Falkenberg und königlicher Revierförster zu Wondreb, ersteigerte. 1810 kam der Teich zur Gänze in Sperrs Besitz.

1837 erwarben Franz Mayerhöfer (Rastenstricker) und Johann Sperr (Unterer Weißgärber) von Alois Sperr die Mühlnicklweiherwiese zu 6 Tagw. 58 Dez. und die andere Mühlnicklweiherwiese zu 16 Tagw. 46 Dez. – insgesamt 7,85 ha – in gemeinschaftlichen Besitz. Der Teich war inzwischen trockengelegt und wurde als Wiese genutzt. Durch den Bach war er in zwei Grundstücke zerlegt worden.

Als 1905 Rudolf und Johanna Platzer von Mooslohe den Teich von Josef Klein und Ludwig Meiler kauften, wurde er offiziell immer noch als Wiese bezeichnet, in Wirklichkeit aber wies er einen Baumbestand auf, den Platzer schlagen ließ. Den Ertrag investierte er in die Reaktivierung des Teichs. Vor allem war der Damm zu befestigen. 1906 bereits wurde das Fischhaus gebaut, das auch als Stallung für die Arbeitspferde diente. Für die Arbeiten wurden Taglöhner herangezogen, die sonst in der Kaolingrube Schmelitz arbeiteten.
Heute bewirtschaftet Karl Platzer in der 4. Generation den Teich. Während früher zwischen 30 und 40 Zentner gefangen wurden, sind es heute bis zu 100 Zentner.
600 Jahre hat der Mühlnickl bereits auf dem Buckel und sich neben seinem Namen noch eines bewahrt: Während die meisten Teiche mit modernen Ablaufvorrichtungen (Mönch und Betonrohre) versehen sind, wird der Mühlnickl immer noch mit dem Zapfen auf der Holzrinne angestaut, wie es vor 600 Jahren schon üblich war.