Ein Bericht von Hans Klupp
Zur traditionellen Fischerei-Lehrfahrt von ARGE FISCH, TEGOF und FIR starteten auch heuer wieder 50 Teichwirte und Teichwirtinnen um gemeinsam interessante Betriebe, neue Ideen und kompetente Kollegen kennen zu lernen und über Zukunftsprojekte und aktuelle Schwierigkeiten zu diskutieren.
Mittwoch 29. Mai: Den ersten Stopp machten wir bereits früh um 8 Uhr im „Schwäbischen Fischereihof Salgen“. Der Leiter und Fischereidirektor im Bezirk Schwaben, Dr. Oliver Born, begrüßte uns herzlich und freute sich über den Besuch von fränkischen und Oberpfälzer Fischern. Zur Stärkung hatten die Mitarbeitenden des Fischereihofs ein köstliches und reichhaltiges Frühstück vorbereitet. Der gute Kaffee weckte unsere Lebensgeister und aufmerksam konnten wir den Erläuterungen zur Entstehung und aktuellen Aufgabenstellung des Betriebes zuhören. Dr. Born berichtete von den vielfältigen Anforderungen an den Fischereihof. „Zu unseren Aufgaben gehören ganz traditionell die Fischzucht zum Erhalt der Artenvielfalt in den Gewässern. Wir vermehren im Fischereihof mehrere bedrohte Fischarten, z.B. Äsche, Huchen, Bachforelle, Nase, Barbe, Rutte und Nerfling. Dabei achten wir v.a. auf eine gewässernahe Herkunft unserer Laichfische. Ein Schwerpunkt ist auch die Aus- und Fortbildung von Fischwirten. Im Betrieb lernen mehrere Auszubildende und es werden viele Kurse und Lehrgänge zur Weiterbildung von Anglern und Fischzüchtern angeboten. Ein besonderer Schwerpunkt des „Schwäbischen Fischereihofs“ ist die Öffentlichkeitsarbeit. Wir veranstalten zahlreiche Führungen und freuen uns über interessierte Besucher und Kollegen. Besonders den Kindern und Jugendlichen wollen wir das interessante, aber auch gefährdete Leben unter Wasser nahebringen. Mit Schul-Projekttagen, Wasserschule, Bachsafari, Jugendzeltlagern und der Ausbildung von „Wasserpädagogen“ setzen wir einen Schwerpunkt“.
Nach der theoretischen Darstellung und frisch gestärkt konnten wir die tatsächliche Umsetzung beim Spaziergang durch den Fischereihof erleben. Die engagierte Betriebsleiterin Isabell Schwegel und weitere Mitarbeiter zeigten uns herrliche Laichfische verschiedener Arten und die interessanten Versuchsanordnungen zur Aufzucht beeindruckten uns. Besonders imponierten uns aber die Umsetzungen der Ideen zur Umweltbildung von jungen Menschen. Die Mühe und Kreativität, die darauf im Fischereihof Salgen gelegt wird, ist außergewöhnlich und wir waren uns alle einig, dass gerade dieser Bereich eine zentrale Aufgabe von staatlichen Fischereibetrieben ist. Mit vielen Eindrücken und einer Einladung an die schwäbischen Fischerkollegen auch die Oberpfalz und Franken zu besuchen verabschiedeten wir uns.
Weiter ging unsere Fahrt zur Fischzucht Ripfel in Ottobeuren. Bei noch besten Sonnenschein erwartete uns Betriebsleiter Michael Ripfel bereits und gab zunächst einige grundlegenden Erläuterungen zum Betrieb: 450 l/s Wasser stehen dem Betrieb zur Verfügung – produziert werden Regenbogen-, Bach- und Lachsforellen, in geringen Mengen auch Saiblinge – Jahresproduktion ca. 200 t. Hauptabsatz erfolgt hauptsächlich lebend – ca. 50 t werden verarbeitet, v.a. als Räucherfisch.
Beim anschließenden Rundgang durch die sehr gepflegten Betriebsanlagen erlebten wir dann einen außergewöhnlich engagierten, kompetenten Fischzüchter, der seine Anlagen durchdacht und effizient konzipiert hat. Auf viele Fragen antwortete Michael Ripfel sehr ausführlich. Wir merkten, dass da einer Rede und Antwort steht, der weiß was Sache ist, der seinen Betrieb im Griff hat und ständig weiter optimiert. Besonders beeindruckend waren die vielen, praxisnahen Ideen zur effizienten Sauerstoffversorgung, zur Wasseraufbereitung, zu Absetzbecken und zur Steigerung der Energieeffizienz. Als großzügiges und köstliches Abschiedsgeschenk übergab uns Frau Ripfel dann ein großes Paket mit frisch geräucherten Forellenfilets. Selten hatten wir eine derart großzügige Fischerfamilie auf unseren Lehrfahrten getroffen. Wir bedankten uns herzlich. Beim Picknick vor der imposanten Fassade des barocken Kloster Ottobeuren ließen wir uns die köstlichen Fische schmecken. Es herrschte noch bestes Frühsommer-Wetter.
Als wir dann 2 Tage später von den dramatischen Überschwemmungen in Salgen und in der Fischzucht Ripfel an der Günz bei Ottobeuren hörten, waren wir fassungslos. Die Arbeit und Mühe vieler Monate und Jahre wurde durch die Naturgewalten des Hochwassers zunichte gemacht. Wir hoffen alle, dass beide Betriebe die Schäden irgendwie bewältigen werden.
Weiter ging unsere Tour Richtung Bodensee, dem Ziel der diesjährigen Lehrfahrt. Weil wir dort auch erfahren wollten, wie unsere Vorfahren vor über 5000 Jahren gelebt und gefischt haben, besuchten wir das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen. Bei beginnendem Regen bekamen wir interessante Einblicke in das Leben der Steinzeitmenschen und waren beeindruckt vom handwerklichen Geschick unserer Vorfahren. Müde von der langen Fahrt und mit vielen neuen Eindrücken landeten wir im Ibis Hotel in Konstanz.
Donnerstag 30 Mai: Früh am Morgen brachen wir bei freundlichem Wetter zum Fischereimuseum in Langenargen auf. Der Leiter des Museums, Rainer Berg, erwartete uns schon und berichtete zunächst von der Motivation und Entstehung des Fischereimuseums. „In Langenargen spielte die Fischerei über viele Jahrhunderte eine bedeutende Rolle, noch Anfang des 20. Jahrhunderts gab es 27 Fischereibetriebe. Fischer waren angesehene Bürger. Leider ist von dieser Tradition heute nicht mehr viel geblieben und viele Menschen, sowohl Einheimische als Touristen, kennen keine Zusammenhänge. Wir möchten den Besuchern die Fische und die Fischerei im Bodensee näherbringen und die Entwicklung von historischen Fangmethoden hin zur nachhaltigen Bewirtschaftung aufzeigen und erklären. Dazu Sammeln und archivieren wir historische Geräte und Dokumente. Die Artenvielfalt der Fischfauna zeigen wir im Aquarium und mit Präparaten und lassen die Fische von ihrer Lebensweise erzählen. Besonders junge Besucher sind begeistert von den sprechenden Fischen“, so Rainer Berg. Beim nachfolgenden Rundgang durch das Museum und auch bei Erklärungen am nahen Bodenseeufer wurden viele Fragen diskutiert. Die Ökologie und die natürlichen Verhältnisse im Obersee des Bodensees wurden geschildert. Besonders die aktuellen Probleme am Bodensee mit Kormoran, Stichlingen, Quagga-Muschel, geringen Nährstoffgehalten und Fangverbot für Felchen wurden verständlich und ausführlich dargestellt. Viele neue Erkenntnisse und manche Anregung zur Öffentlichkeitsarbeit und Darstellung der Fischerei nahmen wir mit nach Hause. Wir dankten Herrn Berg und seinem Kollegen für die besonders interessanten und richtig spannenden Erklärungen und wünschten dem Fischereimuseum viele Besucher*Innen.
Weiter fuhren wir zu einem der kulinarischen Höhepunkte unserer Lehrfahrt. Fischerkollege Paul Lachenmeir erwartete uns bereits an seiner Verkaufsstelle in Friedrichshafen. Unseren Kollegen Paul kennen wir seit vielen Jahren und schon seit Jahren hatten wir den Besuch bei Paul geplant. Seine Ideen zur Verarbeitung aller Bodenseefische hatten uns schon lange interessiert. Zuerst berichtete Paul von der Entwicklung der Fischbestände im See, vom Fangverbot für Felchen, dem Brotfisch am Bodensee, von der Bürokratie und dem Niedergang der Fischerei. Da Paul aber ein positiver Mensch ist und es nicht seine Art ist zu jammern, erzählte er von den Bemühungen, andere Fischarten für den anspruchsvollen Fischgenießer zu verarbeiten. „Karpfen und Rotaugen sind die neuen Felchen“, so seine Devise.
Leider begann es dann ziemlich heftig zu regnen. Paul hatte jedoch ein Zelt aufgebaut und einem köstlichen Mittagsimbiss mit Fisch und Wein stand nichts im Wege. Was wir dann aufgetischt bekamen übertraf alle Erwartungen. Ein Buffet mit Räuchercreme von der Brachse, kalt und heiß geräucherten Karpfen, geräuchertem Wels, Matjes von Rotaugen, Fischfrikadellen, sauer eingelegte Filets vom Döbel, Barsch (oder wie es am Bodensee heißt Kretzer) und, und …… Dazu ein frischer, blumiger Müller-Thurgau vom Bodensee. Wir waren dem kulinarischen Himmel sehr nahe, genossen köstlichen Fisch und hörten sehr interessiert auch die Erklärungen zur Zubereitung. Nicht nur unsere Fischverarbeiter und Direktvermarkter waren begeistert und konnte mache Idee mit nach Hause nehmen. Der Abschied viel schwer!
Doch unser nächstes Ziel die Insel Reichenau, Welterbe der UNESCO, wartete. Weil der Mensch nicht nur vom Fisch lebt, besuchten wir zunächst das romanische Münster St. Georg mit seinen über 1000 Jahre alten Fresken zu den Wundertaten Jesu. Eine freundliche, kompetente Reichenauerin konnte uns diesen bedeutenden Kulturschatz sehr überzeugend nahebringen und wir alle waren beeindruckt.
Die Fischerei der Familie Riebel war der nächste Höhepunkt unserer Fahrt. Familie Riebel betreibt seit vielen Generationen die Fischerei am Untersee. Seit einigen Jahrzahnten werden die gefangenen Fische weiterverarbeitet und im Fischbistro „Bei Riebels“ direkt vermarktet. Wir genossen zuerst ein köstliches Abendessen mit Ceviche von der Lachsforelle und gebratenem Felchenfilet. Im „Bei Riebels“ werden alle Gerichte vor den Augen der Gäste frisch zubereitet. Weil der eigene Fang die Nachfrage der vielen Gäste nicht decken kann, werden regionale Forellen und Lachs aus Schottland zugekauft.
Nach dem Fischgenuss erwartete uns Fischer Riebel direkt am Bodenseeufer, um uns die Verhältnisse am Untersee zu erklären. Das Wetter hatte ein Einsehen, der Regen machte eine Pause und die Abendstimmung am See war ein Naturerlebnis. Herr Riebel erläuterte zuerst die großen Unterschiede zwischen Obersee und Untersee. Wir erfuhren, dass der Bodensee eigentlich aus zwei Seen besteht, die durch den Rhein verbunden sind. Während der Obersee mehrere Hundert Meter tief ist, sind es am Untersee nur maximal 45 Meter Seetiefe. Auch der Untergrund ist völlig verschieden. Am Obersee herrschen Lehm und Ton vor, während am Untersee Geschiebe und Geröll von den Gletschern den Untergrund bilden. Auch erklärte uns Herr Riebel, dass am Untersee kein Fangverbot für Felchen erlassen wurde. „Die Felchen, die „Bei Riebels“ auf den Tisch kommen, stammen aus dem Bodensee/Untersee und wurden von Reichenauer Fischern gefangen“, so die Information von Herrn Riebel. Interessiert hörten wir von Fangmethoden, Fangmengen und den zahlreichen Kontrollen und bürokratischen Vorgaben. Wir hatten den Eindruck, dass am Untersee die Fischer positiver in die Zukunft blicken.
Freitag 31. Mai: Bereits am Morgen regnete es heftig und erste Meldungen vom Hochwasser in Schwaben machten die Runde. Wir fuhren bei strömenden Regen in die Schweiz und besuchten das Fischereizentrum des Kantons Sankt Gallen in Steinach am Bodensee. Der Leiter, Jörg Schweizer, erwartete uns bereits und begrüßte uns herzlich am Eingang des sehr modernen Baus aus Holz und Beton. Aufgrund des Wetters waren wir froh einen Indoor-Termin auf unserem Plan zu haben. Jörg stellte uns zunächst in einer Power Point Präsentation das Fischereizentrum, die Aufgabenstellung und Aktivitäten des Betriebes vor. „Das Fischereizentrum betreut den Bodensee, die Gewässer des Rheintals und das Einzugsgebiet der Thur. Unsere Aufgaben sind die Zucht von bedrohten Fischarten und die Erhaltung der Artenvielfalt in den Gewässern. Wir vermehren Äschen, Seeforellen, Bachforellen, Seesaiblinge und Felchen. Unser besonderes Anliegen ist es die genetische Vielfalt der autochthonen, regionalen Fischbestände zu erhalten. Um dies zu erreichen fangen wir Wildfische im juvenilen Stadium und halten diese in unserer Anlage bis zur Laichreife. Die Nachkommen dieser Wildfänge setzen wir dann wieder in die ursprünglichen Lebensbereiche aus. Auch das Monitoring der Fischbestände und die Kontrolle der Fischereigesetze gehört zu unseren Aufgaben“, so die Erklärungen von Jörg Schweizer. Beim anschließenden Rundgang durch die Anlage sahen wir herrliche Laichfische der verschiedenen Arten. Auch die komplizierte Technik der Anlage mit Wasserentnahme aus dem Bodensee, Reinigung des Wassers und Temperatursteuerung, um optimale Bedingungen für die verschiedenen Arten zu ermöglichen, wurde ausführlich dargestellt. Und auch die aktuellen Probleme mit Kormoran, Stichlingen etc. diskutierten wir wieder. Zum Abschluss kredenzte uns Jörg noch selbst gebrautes, süffiges Bier und köstliches Ceviche und wir luden Jörg und seinen Mitarbeiter nach Bayern ein, um Karpfenteichwirtschaft zu erleben.
In der nahe gelegenen „OSCI“S FISCHBEIZ“ ließen wir uns dann das Traditionsgericht „Fischknusperli“ schmecken – verschiedene Bodenseefische (Felchen, Barsch, Zander) in Streifen geschnitten und frittiert, dazu gab es Brot und verschiedene Dips. Leider regnete es und statt des herrlichen Biergartens am Ufer des Sees mussten wir im Restaurant unseren Platz nehmen.
Um auch wieder etwas Schweizer Kultur kennen zu lernen führte uns der nächste Weg in das Kloster St. Gallen – Weltkulturerbe der UNESCO. Die Bibliothek mit kostbaren, über 1000 Jahre alten Handschriften und die Stiftsbasilika beeindruckten uns sehr. Ganz nebenbei erfuhren wir, dass auch das Kloster St. Gallen früher eine umfangreiche Fischzucht betrieb.
Ausklingen ließen wir den Abend dann mit einer Genussfahrt auf dem Bodensee. Leider verhinderte heftiger Regen, dass wir die Schönheit des Sees und das großartige Panorama der Alpen erleben konnten. Aber das Essen war gut und das Schiff trocken und warm.
Samstag 01. Juni: Bei besserem Wetter fuhren wir wieder in die Schweiz. Das Ziel war das Projekt „KarpfenpurNatur“ im Gebiet des ehemaligen Zisterzienserklosters St. Urban. Projektleiter Manfred Steffen begleitete uns und erklärte das Projekt. „Wie fast alle Zisterzienser Klöster hat auch St. Urban früher eine umfangreiche Teichwirtschaft betrieben. Leider verschwanden die Teiche nach der Aufhebung des Klosters. Um die Biodiversität der Region zu fördern und um v.a. aquatischen Arten wieder Lebensräume anzubieten, legen wir im Projekt „KarpfenpurNatur“ seit einigen Jahren neue Teiche an. Viele Pflanzen, Amphibien, Insekten und Vögel haben diese neuen Lebensräume besiedelt. Weil Teiche auch der Lebensraum von Karpfen sind, setzen wir auch ca. 300 Karpfen/ha ein. Im Anfang des Projekts war der Fischbesatz bei vielen Naturschützern durchaus umstritten. Die historische Kulturlandschaft, die wir wieder beleben wollen, hatte aber immer auch die Haltung von Karpfen als Bestandteil. Damit der Karpfen auch gut verwertet werden kann haben wir im Projekt viele Aktivitäten zur Vermarktung und Zubereitung organisiert. Der herbstliche Karpfenschmaus, das Karpfenfilet auf der Speisekarte sind mittlerweile fest etabliert“, so Manfred. Wir nahmen die positive Sicht auf Karpfenteiche aus dem Mund eines Naturschützers erfreut zur Kenntnis. Auch der Karpfenbesatz im Naturschutzteich und die Beschreibung der positiven Auswirkungen auf den Bestand des Teiches und den Wasserchemismus hörten wir gerne. Selbstverständlich waren wir mit Manfred nicht völlig einer Meinung, aber die Diskussion mit ihm war sehr undogmatisch und realistisch. Da könnten sich viele UNBs an den Landratsämtern in Bayern ein Beispiel nehmen. Interessant für uns war auch das Projekt „Wässermatten“. Dabei werden die Wiesen dieser Region mit Bachwasser geflutet. Hauptziel ist in der regenreichen Region (1100 mm Niederschlag) nicht der Mangel an Wasser. Hauptzweck ist eine Düngung der „Wässermatten“ mit Tonteilchen und organischen Stoffen. Die Tradition der „Wässermatten“ ist seit 2023 als „Immaterielles Weltkulturerbe“ anerkannt. Auch Bewässerungssysteme in Franken sind Teil dieses weltweiten IKE.
Weil das Projekt „KarpfenpurNatur“ Teil der größeren Regionalinitiative „Lebendiges Rottal“ ist, konnten wir mittags köstliche, regionale Spezialitäten genießen. Auch der Präsident des zuständigen Vereins und ein führender Kommunalpolitiker nahmen sich für uns Zeit und standen Rede und Antwort.
Den Abschluss unseres Ausflugs nach St. Urban bildete dann die Besichtigung der Basilika. Manfred konnte uns die Baugeschichte und kunsthistorische Einordnung sehr gut erläutern. Als Ministrant hatte er im bedeutenden Chorgestühl noch Verstecken gespielt und kannte deshalb viele Einzelheiten.
Weiter ging es zum Rheinfall von Schaffhausen. Dieses großartige Naturschauspiel wollten wir unbedingt erleben. Bereits am Kloster Rheinau bestiegen wir Boote um einige Kilomater den Rhein aufwärts zu fahren. Unsere Bootskapitäne erläuterten dabei die Natur und Fischerei in diesem Rheinabschnitt. Durch das Kraftwerk Rheinau ist es fast ein stehender Gewässerabschnitt. Für die Fischerei sind die vielen Waller in allen Größen besonders auffällig. Andere Fischarten sind deutlich weniger vorhanden. Und dann tauchte vor uns der berühmte Rheinfall von Schaffhausen auf. Durch die Regenfälle der zurückliegenden Tage war die Wassermasse deutlich gestiegen. Beeindruckende 700.000 l/s donnerten über die Felsen. Tosende Wassermassen, spritzende Gischt und Schaum boten ein überwältigendes Naturschauspiel. Es war außergewöhnlich und der lästige Regen der letzten Tage hatte diesmal auch was Gutes.
Den Abend beendeten wir in einer gemütlichen Weinstube in Konstanz bei regionaler Hausmannskost und frischen Weinen.
Sonntag 02. Juni: Bereits am Vorabend hatte uns Fischerkollege Jung aus Wolfegg informiert, dass sein Betrieb mit dramatischen Hochwasserproblemen zu kämpfen hat und deshalb die Betriebsbesichtigung wahrscheinlich ausfallen muss. Am Sonntagmorgen informierte uns Herr Jung, dass sein Bruthaus unter Wasser steht und mehrere Dämme seiner Teiche bei Wolfegg gebrochen waren. Ein Besuch war unmöglich und selbstverständlich hatten wir großes Verständnis für diese Ausnahmesituation und wünschten dem Kollegen, dass er den Schaden irgendwie beherrschen kann. Herr Jung schickte uns ein Foto des „Markgräfin-Weiher“ bei Kloster Salem und empfahl dort anzuhalten, auch wenn er selbst leider nicht kommen kann. Durch Auflagen aus dem Naturschutz muss der Markgräfin-Weiher regelmäßig gesömmert werden. Ein Schilfschnitt oder ein Zurückdrängen des massiven Pflanzenbewuchses ist danach nicht erlaubt. Wir konnten deshalb einen großen Teich mit sehr breitem Verlandungsbereich sehen. Der Markgräfin-Weiher wird in den kommenden Jahrzehnten vermutlich gänzlich zuwachsen und verlanden. Wieder einmal gefährden Vorgaben der Naturschutzbehörden die Erhaltung von Teichen, verhindern damit Waserrückhalt in der Fläche und zerstören am Ende wertvolle Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten.
Das ehemalige Zisterzienserkloster und Residenzschloss der Markgrafen von Baden in Salem war unser letztes Ziel. Wir kamen etwas zu früh für die bereits gebuchte Führung und konnten deshalb die außerordentlich weitläufige Anlage zunächst erwandern. Einige nutzten sogar die Möglichkeit zum Kirchbesuch im Salemer Münster und erlebten dort ein fulminantes Orgelspiel.
Die Führung durch Kloster/Schloss Salem informierte uns dann über die Geschichte des Zisterzienserklosters, berichtete von den Ideen und Lebensregeln der Ordensbrüder und erzählte von der bedeutenden Teichwirtschaft der Mönche. Beeindruckend war die hervorragende, originale Erhaltung und Ausstattung der Gebäude – gotisches Münster, Wirtschaftsgebäude aus der Renaissance und barockes Schloss.
Zum Mittagessen gab es danach noch einmal köstlichen Fisch vom Bodensee. Wir konnten nochmal perfekt zubereitete Variationen von Rotaugen genießen – Rotaugenfilets nach Matjesart und gebratene Rotaugenfilets provencales.
Anschließend ging es zurück nach Schönficht. Mit vielen interessanten Eindrücken und neuen, persönlichen Kontakten kehrten die Teilnehmenden der Fischerei-Lehrfahrt wieder heim und lassen ihre gesammelten wertvollen Erfahrungen und neue Ideen in ihre tägliche Arbeit einfließen. Für alle Fischerei-Interessierte war die Teilnahme an der Fischerei-Lehrfahrt eine inspirierende und interessante Erfahrung.